Träumst du davon, selbständig zu sein? Deinen Tag selbstbestimmt zu gestalten und dein Ding zu machen, ohne Chef, ohne vorgegebene Regeln? Genau das bedeutet Selbstständigkeit für mich. Als sturer und eigensinniger Mensch übernehme ich gerne selbst Verantwortung. Ich möchte nicht in ein vorgegebenes Firmenkonstrukt passen müssen. Ich finde es bewundernswert, wenn Menschen entscheiden, dass es für sie ausreicht, von 7 bis 6 zu arbeiten, um am Ende des Monats einen regelmässigen Lohn zu bekommen. Denn Selbstständigkeit ist nicht für jeden etwas. Lass mich dir erzählen, was so meine Erfahrung mit der Selbstständigkeit war. 

Wie bin ich zur Selbstständigkeit gekommen? Für mich war es schon immer klar, dass ich irgendwann selbstständig sein will. Ich begann mit einer Berufslehre als Fotofachfrau und arbeitete danach in verschiedenen Jobs im Detailhandel, bis ich schliesslich in einem Fotostudio für Werbemittel landete. Nebenbei mietete ich einen 40m² großen Raum, um mein eigenes Studio aufzubauen. Anfangs fotografierte ich Freunde, Paare, Aktbilder, Portraits, sogar Babys und Hochzeiten. Ich nahm alles an, was mir Erfahrung und etwas Geld brachte. Mit der Zeit merkte ich jedoch, dass manche dieser Arbeiten nicht meinen Vorstellungen entsprachen. Tagsüber arbeitete ich im Werbemittelstudio und abends hatte ich Shootings in meinem Studio. Nach und nach kamen die ersten Kunden auf mich zu, die mich bis heute begleiten, und beauftragten mich mit grösseren Aufträgen. So konnte ich mich allmählich von meinem sicheren Job lösen. Ich bin nämlich ein Sicherheitsmensch und hatte auch Rechnungen zu bezahlen. Die Erfahrungen aus dieser Anfangszeit möchte ich nun teilen.

Learning 1: Mache dich nicht selbstständig ohne Kapital.
Natürlich habe ich gespart, aber ich habe mich nie stark eingeschränkt. Ich kaufte nach und nach meine eigene Kamera, Lichter, Hintergründe, usw. Es dauerte etwa 3 Jahre, bis ich alles beisammen hatte. Als ich die Werbemittelfirma verließ, hatte ich nicht viel Geld zur Verfügung. Glücklicherweise erhielt ich jedoch einen Grossauftrag von einem Kunden, der mir den Start in die Selbstständigkeit erleichterte. Zusätzlich nahm ich ein kleines Darlehen von meiner Familie auf, um die wichtigsten Geräte wie einen guten PC und einen Laptop zu kaufen.

Mein Tipp an dich: Erstelle einen Budgetplan mit allen benötigten Geräten, um starten zu können (keine übertriebenen Gadgets, nur das Nötigste). Teile diesen Betrag durch 12 und füge deine monatlichen Lebensausgaben hinzu (Miete, Essen, Versicherungen usw.). So erhältst du einen Überblick darüber, was du monatlich brauchst, um in die Selbstständigkeit zu starten. Du kannst das Geld sparen oder durch ein kleines Darlehen finanzieren (achte darauf, dass es sich um kleine Beträge handelt, denn eine zu hohe Verschuldung schadet deiner Selbstständigkeit).

Learning 2: Du brauchst Selbstbewusstsein für deine Vision.
Vielleicht kennst du die Kommentare: «Aber dein sicherer Job!» oder «Bist du dir sicher? Ich könnte das nicht.» Diese kommen oft von Menschen, die sich das Selbstständig sein nicht vorstellen können und dir ihre Ängste und Unsicherheiten übertragen möchten. Lass dich nicht beeinflussen. Höre zwar auf nützliche Ratschläge, aber mache letztendlich dein eigenes Ding. Vielleicht benötigst du nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch eine Portion Sturheit.

SideNote: Ich war in jungen Jahren leider sehr leicht zu beeinflussen und hatte ein sehr schwaches Selbstbewusstsein was meine Arbeiten betrifft, statt mich auf meine Projekte und Visionen zu konzentrieren, die Skills zu vertiefen und mich auszuprobieren, habe ich mich mit den Top Fotografen dieser Welt verglichen und fiel regelmässig in ein Loch, weil ich das Gefühl hatte nicht gut genug zu sein. Es dauerte 20 Jahre, bis ich den Wert meiner eigenen Fotografie erkannt habe.

Learning 3: Habe keine Angst vor Administration und Zahlen.
Administration ist zwar lästig, aber ein Teil der Selbstständigkeit. Es gibt mittlerweile viele Ressourcen wie Podcasts, Bücher oder YouTube-Kanäle, die dir helfen können. Als ich anfing, war ich völlig überfordert. Ich wusste nicht einmal, was die MwSt ist. Ich entschied mich, einen Treuhänder um Hilfe zu bitten, und das war eine gute Entscheidung. Auch wenn es mich Überwindung kostet, die Buchhaltung zu machen, bin ich stolz darauf, mein Business im Griff zu haben. Hab also keine Angst vor Zahlen, Steuern oder Behörden. Frage einen Treuhänder oder recherchiere im Internet. Sei neugierig statt ängstlich.

Learning 4: Fehler passieren. Fehler sind normal.
Setze dich nicht unter Druck, perfekt zu sein. Vergleiche dich nicht mit anderen. Lasse Fehler zu und sprich darüber, denn so lernst du aus ihnen. Es muss dir auch nicht peinlich sein, etwas nicht zu wissen.

SideNote: Mein dümmster Fehler zu Beginn meiner Karriere war, dass ich «inkl. MwSt.» auf meine Rechnungen setzte, ohne zu wissen, was das bedeutet. Ich musste dann eine Standpauke vom Steueramt über mich ergehen lassen, was zum Glück die einzige Konsequenz für mich war. Allen passieren dumme Sachen, auch wenn nicht jeder darüber spricht.

Learning 5: Gehe einfach los.
Wenn die Vision da ist, setze sie um. Das bedeutet nicht, dass du sofort tausende von Franken ausgeben musst. Es bedeutet, einen Plan zu entwickeln, deine Vision und Werte festzuhalten, einen Businessplan zu erstellen, ein Budget zu machen, einen Sparplan anzulegen… Komme ins Handeln, um deinen Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Es lohnt sich, sein eigener Chef zu sein und eigenverantwortlich zu handeln, sei aber immer ehrlich zu dir selber.

Hast du Fragen dazu?Ich freue mich auf einen Austausch.
Du kannst mich unter hello@lichtartfotografie.ch erreichen.

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